Richard Huldschiner (1872 – 1931), aus Gleiwitz in Schlesien stammend, Arzt in Hamburg, Verlagsmitarbeiter in München und Innsbruck, war sein ganzes Leben lang ein Enthusiast Südtirols, der Heimat seiner Mutter. Hier, in bäuerlichen oder mittelstädtischen Milieus, spielen die meisten seiner Romane und Erzählungen, die er ab 1901 vorlegte – Heimatliteratur, die weder mit den Süßlichkeiten noch den Giftigkeiten des Genres etwas zu tun hat, sich vielmehr vor allem den psychischen Nöten des streng katholischen Landstrichs widmet. „Das jüngste Gericht“ führt mitten hinein in die Welt dieses dörflichen Katholizismus und schildert mit großer erzählerischer Kraft, wie religiöser Wahn den Bergflecken Arabba in den Dolomiten erfaßt. Ein fanatisierter Küster fordert als „Heiland, der die Toten erweckt“ religiöse Verehrung ein und reißt das ganze Dorf in eine apokalyptische Ekstase, in der sich christliche und sexuelle Erregung orgiastisch vereinen, bis hin zu einer grausamen Bluttat.
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