Big Ben schlug Mitternacht. Der Klang der Glockenschläge drang nicht bis Catford, einem Stadtteil von London weit südlich der Themse. Hier in Catford pulsierte nicht mehr das Großstadtleben, gab es keinen Lichterglanz wie im Westend oder einen ständigen Menschenstrom wie in Soho oder am Piccadilly Circus. Catford, ein ganz gewöhnlicher Stadtteil mit kleinen Wohnhäusern, stillen, dunklen Straßen. Doch die Ruhe war trügerisch, täuschte hinweg über eine heimtückische Bedrohung, die ihre Opfer finden sollte, unauffällig, lautlos und doch unerbittlich und grausam! South Prader Lane 12 war ein altes, baufälliges Gebäude, um das sich seit Jahren niemand zu kümmern schien. Und doch war es bewohnt, auch wenn die Nachbarn von dem in diesem Haus lebenden Mann so gut wie nie etwas zu sehen bekamen. Die Fensterläden, von denen die Farbe abblätterte, waren immer geschlossen, so daß kein Licht nach draußen dringen konnte. Niemand vermochte daher den Weg zu verfolgen, den der einzige Bewohner des Hauses in der South Prader Lane um Mitternacht nahm. Er trug eine rußende Petroleumlampe in der erhobenen Rechten, beleuchtete damit die Treppe ins Erdgeschoß, in dem ein winziger Laden lag. Unten angekommen, blieb der Mann stehen, den Kopf auf die Seite gelegt, als lausche er auf eine unhörbare Stimme. Er mußte schon sehr alt sein, ohne daß man genau schätzen konnte, wie viele Jahre ihre Faiten in sein Gesicht eingegraben hatten. Graues glanzloses Haar umgab sein eingefallenes Gesicht. Er hielt sich gebeugt, als wäre er müde und kraftlos. Eine Weile stand erregungslos, bis ein zufriedenes Grinsen über sein Gesicht lief.
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