»Es wird behauptet«, sagte der beleibte Fremdenführer, als seine Schäfchen vollzählig das Burgverlies erreicht hatten, »daß Eleonor, die Schreckliche hier eingekerkert war.« Er betupfte seine schweißnasse Stirn mit einem großkarierten Taschentuch. An heißen Tagen wie diesem zeigte er den kühlen Keller besonders gern vor. »Nein, wie gräßlich! « – »O Gott, ausgerechnet Eleonor, die Schreckliche!« –»Ich glaube, ich falle um!« riefen die Damen, aber sie rissen die Augen weit auf, damit ihnen auch der dunkelste Winkel im Verlies nicht entging. »Ich weiß nicht, was man Ihnen erzählt hat«. tönte der Fremdenführer beschwichtigend mit Baßstimme. »aber Sie können ganz beruhigt sein. Tagsüber spukt die Enthauptete nicht.« „Aaa!“ schrie eine der Damen, machte mit in den Nacken geneigtem Kopf eine elegante Pirouette und sank langsam in die Arme ihres Begleiters. »Warum ängstigen Sie uns?« riefeine ältere Lady aufgebracht. »Sie betonen, daß hier bei Tag nicht gespukt wird. Da muß man ja annehmen, daß bei Nacht Geister kommen.« Der Fremdenführer zwinkerte ihr zu. »sie wollen sich doch ängstigen, Mylady! Deshalb kommen Sie ja her!« Er kicherte bronchitisch. Die in Scheinohnmacht gefallene Besucherin und die ältere Lady protestierten wenig überzeugend.
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