Es war nachts gegen halb eins. An der Kreuzung zweier lärmerfüllter Straßen befand sich das kleine, aber hochfeudale Hotel »Randolph«, wo zeitweilig regierende Fürsten und sonstige Potentaten zu wohnen pflegten. Der Gast des Zimmers 37 wälzte sich unruhig in seinem Bett. Böse Träume raubten ihm die Ruhe. Aber die Regung des Unterbewußtseins, die ihm das Nahen einer Gefahr verkündete, schien nicht stark genug zu sein, um ihn zu vollem Wachsein zu veranlassen. Im Halbschlaf war sein Gehör nicht fein genug, um die schattenhafte Gestalt wahrzunehmen, die gespenstergleich in das Zimmer geglitten war und sich auf leisen Sohlen dem Bett näherte. Von der Straße her drang nur gelegentlich das Gehupe einiger Kraftwagen lierauf. Um diese Zeit war die sonst so stark frequentierte Straße fast leer. Der nächtliche Besucher schien ein Profi zu sein. Er bewegte sich äußerst behutsam und mied jeden Zusammenprall mit Möbelstücken. Das Gesicht des Schlummernden scharf im Auge behaltend, huschte er zum Toilettentisch. Hier lagen einige Kostbarkeiten: eine goldene Uhr, Brillantringe, goldene Manschettenknöpfe, ein mit Brillanten gekröntes Zigarettenetui und eine prall gefüllte Brieftasche. Alle diese Dinge interessierten den Eindringling nicht. Er war nicht auf Raub aus. Er griff nur nach der Brieftasche, die er, hastig durchsuchte. Endlich fand er ein Papier, das er zu sich steckte. Dann näherte er sich dem Schlafenden. Er blieb etwa sechzig Sekunden wie angewurzelt vor dem Bett stehen. Dann beugte er sich vor und machte mit der rechten Hand einige merkwürdige Bewegungen. Das Phantom war ganz in Schwarz gekleidet. Es trug die Montur eines Hotelgespenstes, ein enganliegendes Trikot, das seinen Körper wie eine zweite Haut umgab und ihm nicht hinderlich werden konnte. Das Gesicht dieses Mannes war erschreckend. Es hatte eine grünlich, etwas oxydierende Farbe, starke Raffzähne und buschige Augenbrauen.
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