Eine rassige Frau wird zum mordenden Monster Schales Mondlicht drang durch die Fenster, gefiltert von blütenweißen, sorgsam gesteckten Gardinen. Aus den Weiten der Sierra wehte der an- und abschwellende Trauergesang eines Wolfes herüber. Lillas Saldana lief ein leichter Schauer über den Rücken. Wie alle Frauen war sie sehr furchtsam. Nach dem Tod ihres Mannes hätte sie es auf keinen Fall allein in dem einsamen Landhaus ausgehalten. Nur, weil die treuen Seelen Carmela und Jorge bei ihr geblieben waren, war sie nicht nach Madrid umgezogen. Die Köchin und der Gärtner ersetzten ihr fast die fehlende Familie. Lillas hatte sich ausgezogen, um ihr Nachthemd überzustreifen. Nackt trat sie vor den Spiegel der eleganten Kommode und betrachtete sich: ihre langen, wie flüssiges schwarzes Gold auf die Schultern fließenden Haare, die vollen Brüste, den gesamten makellosen Körper. Lillas war sechsundzwanzig Jahre alt. Sobald das Trauerjahr zu Ende war, wollte sie sich einen neuen Begleiter suchen. Sie hielt diese Abstinenz nicht mehr aus.
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