Der Gerichtssaal war überfüllt. Draußen stand noch eine Menschenmenge, die Einlaß begehrte. Wäre man nicht in England, wo gegenseitige Rücksichtnahme höher eingeschätzt wird als auf dem Kontinent, hätte eine heikle Situation entstehen können. So genügten zwei kräftige Gerichtsdiener, um die schwere Eingangstür beizudrücken. Die Wartenden traten zurück. Sie konnten den letzten Akt des Prozesses nicht miterleben, der seit Tagen die Öffentlichkeit und vor allem die Presse Londons beschäftigte. Mit einem lauten Plumps fiel die Tür ins Schloß. Richter Moore hob die Hand und wartete geduldig, bis auch das letzte Geräusch im Saal verstummt war. Dann gab er ein Zeichen. Im Hintergrund öffnete sich eine Tür, und die Geschworenen betraten nacheinander den Gerichtssaal. Schweigend, von den Blicken der Anwesenden verfolgt, begaben sie sich auf ihre Plätze. Die Spannung im Saal wuchs. »Nun, meine Herren Geschworenen, sind Sie zu einem Entschluß gekommen? « Die Stimme des Richters war sachlich, leidenschaftslos. Der Geschworenensprecher, der in der ersten Reihe zur äußersten Rechten saß, erhob sich. Hundert Augenpaare richteten sich auf ihn. »Ja, wir haben eine Entscheidung gefällt. Sie war einstimmig.« Der Schöffe sprach langsam, fast zögernd. »Unser Spruch lautet: Nicht schuldig!« Die Worte schlugen ein wie eine Bombe. Ein Tumult entstand. Wütende Zwischenrufe wurden laut. Jemand stand auf und deutete auf den Angeklagten, einen Mann Mitte Zwanzig, den der Aufruhr zu belustigen schien. Ein zynisches, selbstgefälliges Lächeln spielte um seinen Mund. »Damit ist ein Mörder freigesprochen! Ja, ich sage ein Mörder, denn jeder weiß, daß er es ist, auch wenn die Beweise gegen ihn nicht ausreichend waren.« Beipflichtendes Gemurmel erfüllte den Raum. Vorn, wo der Angeklagte saß, blitzten die Apparate der Pressefotografen. Mikrofone drängten sich dem Angeklagten entgegen. Er wurde um einen Kommentar gebeten. Mit lautem Klopfen verschaffte sich der Vorsitzende Ruhe.
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