Die Wände des zellartigen Raumes waren völlig kahl. Nicht die kleinste Verzierung unterbrach die weißgetünchte Eintönigkeit. Der grobgeplättelte Steinboden war mit einem dicken Wollteppich bedeckt. In der Mitte saßen, die Füße zur Lotusstellung verschränkt und einen Kreis bildend, sieben Männer. Sie hatten hagere Gesichter. Ihre geschlitzten Augen waren geschlossen. Den Mündern entströmte ein monotoner Singsang. Die straff aufgerichteten Oberkörper schwangen im Takt langsam nach vorn und wieder zurück. Fast eine Stunde dauerte die seltsame Zeremonie. Dann entnahm einer der sieben einem Tongefäß einen lehmfarbenen Erdklumpen. Im gleichen Augenblick wurde das Psalmodieren wilder und ekstatischer. Blitzschnell, ohne die Augen zu öffnen, formten die Finger den Klumpen – gaben ihm menschliche Gestalt. Als die Litanei abbrach und sich die Augen der Männer öffneten, war die Formgebung beendet. Es war vom Verstand her nicht zu fassen. Nicht nur, daß die nachgeformte Gestalt menschenähnlich aussah – die Gesichtszüge ließen sogar Individualität erkennen. Der Mann stand auf und stellte die kleine, handlange Figur in die Mitte des magischen Kreises. Das vorgeschriebene Ritual zur Einleitung des schwarzen Zaubers hatte mit dieser letzten Handlung sein Ende gefunden — die Beschwörung konnte beginnen. Ein anderer Mann streckte seine Hände aus. Die langen, spinnenartigen Finger berührten fast den Kopf der Nachbildung eines lebendigen Menschen. Zischende Laute einer unbekannten Sprache entströmten seinen Lippen. Als er abbrach, setzte sein Nebenmann die Beschwörung fort. Auch er zielte mit seinen Fingern nach dem Kopf der Figur. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis der letzte der sieben geendet hatte. In die Lehmgestalt kam urplötzlich Bewegung. Sie begann zu schwanken — zuerst unmerklich, dann immer heftiger. Ein winziger, kaum hörbarer Schrei schnitt durch die Stille, als sich das kleine Gesicht wie unter unerträglichen Schmerzen verzerrte.
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