Schwere graue Nebel quollen vom Loch Rannoch herauf unter der einbrechenden Nacht dem Gebirge, das nur in finsteren Konturen noch auszumachen war, entgegen. Die paar müden Lichter von Wrendake blinzelten immer deutlicher gegen die Dunkelheit an. Hinter den Fenstern der Katen hockten die Bauernfamilien meist eng aneinandergedrängt, kümmerten sich nicht mehr um das laufende Fernsehprogramm, sondern lauschten in die junge Nacht hinaus. Seltsam. Obwohl sie sich fürchteten und ihre Augen zum allgegenwärtigen Wandbild von St. Patrick hochschielten, war in den meisten der Häuser das Küchenfenster offen. Oder wenigstens ein Flügel. Daß graue Nebelfetzen in die beleuchteten Stuben drangen und unter den Lampben verzischten, störte die Leute nicht. Sie lauschten einem Geräusch, das wie fern grollender Donner klang. Fast jeden Abend, wenn die Dämmerung schon fortgeschritten war, erklang dieser grauenhafte Wirbel von Tay Hills herunter. Tay Hills war eine flache Hügelkuppe, zu der vom Dorf Wrendake eine Sandstraße hinaufführte, die gerade noch für normale Autos befahrbar war. Auf der anderen Seite zog sich vor Loch Rannoch herauf ein dünner Wald hochstämmiger Erlen, die oben in eine abbröckelnde Parkmauer gefaßt waren. Mitten in dem Park stand auf einer verwilderten Rasenfläche Tay Hills selbst. So nannte man das uralte Herrschaftshaus, in dem seit Menschengedenken die Adelsfamilie der McCormicks hauste. Sinclair McCormick, dem 18. Nachkommen eines Geschlechts, dessen Stammbaum sich bis in die Regentschaft der unglücklichen Königin Maria Stuart zurückverfolgen ließ, gehörten so ziemlich alle Ländereien zwischen Aberfeldy und Perth.
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