Die Schritte auf der Treppe kamen näher. Leslie Ruskin fühlte sie mehr, als daß er sie hörte. Leise, verstohlene Schritte waren es, die im Dunkel heraufkamen. Leslie wußte, daß ihm im nächsten Augenblick übel werden oder daß er aus voller Kehle aufschreien oder sich verzweifelt auf das Unbekannte stürzen würde — was immer es auch sein mochte. Aber er schloß nur fest die Augen, wie um sich dem Anblick der Finsternis zu entziehen. Die Schritte waren nun ganz nahe, sie konnten nur noch wenige Meter entfernt sein. Und immer noch kein Licht. Jetzt — jetzt mußte er zusammenbrechen, mußte Erlösung in Bewußtlosigkeit suchen. Aber er konnte nicht. Im höchsten Grauen fühlte er, wie eine Hand aus dem Dunkel nach ihm griff und ihm über Stirn und Hals strich. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, aber die Hand legte sich auf seine Lippen, und eine Stimme flüsterte ihm zu: »Bleibe ruhig, Leslie. Ganz ruhig ...« Das war Olivers Stimme! Oliver, der unten im großen Wohnzimmer aufgebahrt lag. Sonst war keine menschliche Seele im Haus. Die Schritte entfernten sich wieder. Leslie fühlte ein Würgen in der Kehle und ein unheimliches Weh im Herzen. Aber er zitterte nicht mehr. Er wurde kühl und ruhig. Im Dunkel tanzten rote Flammen vor seinen Augen. Unmöglich! Das konnte Oliver nicht gewesen sein. Er war seit fast vierundzwanzig Stunden tot. Morgen früh sollte der Leichnam zur Bestattung abgeholt werden. Mit einem Satz war Leslie Ruskin aus dem Bett. Er knipste das Deckenlicht an, öffnete die Tür und stieg die Stufen hinab. Unten brannte eine kleine Birne im Vestibül. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen. Um den Sarg herum standen vier große Kandelaber mit dicken Kerzen, die unruhig flackerten. Oliver lag friedlich unter dem weißen Linnen. Auf seinem Gesicht war ein Lächeln, das in Marmor gemeißelt schien.
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