Mitternacht! Monoton prasselte der Regen vom Himmel und plitschte auf den schwarzen, wie gelackt wirkenden Asphalt der schmalen Straße. Tausende von winzigen Fontänen spritzten dort ununterbrochen auf. Der Nebel, der dicht über dem Boden schwebte, zerriß, wirbelte durcheinander, kam niemals zur Ruhe. Milchiges Mondlicht sickerte spärlich hinter schweren, träge über den Himmel kriechenden Regenwolken hervor, und abgesehen vom Prasseln des Regens war es still. Unnatürlich still... Nicht einmal vom Piccadilly Circus, der ganz in der Nähe lag, dröhnte hin und wieder Motorengeräusch herüber. Londons Nachtschwärmer schienen heute ausnahmslos zu Hause geblieben zu sein. Es war eine unheimliche Nacht, aber Roger Courtenay ließ sich davon nicht beeindrucken. Er nannte eine ausgeprägte Kaltschnäuzigkeit sein eigen, und die brauchte er in seiner Situation auch. Und noch etwas brauchte er. Geld. Viel Geld. Deshalb war er hier. Es war ihm nicht mehr gelungen, seine Gläubiger noch länger mit lahmen Ausreden hinzuhalten. Sie hatten ihm eine allerletzte Frist gesetzt, und nun stand er unter mächtigem Druck... Wenn es ihm nicht irgendwie gelang, bis morgen abend fünftausend Pfund aufzutreiben, dann würde er die nächsten drei Monate zweifellos in der Intensivstation eines Krankenhauses zubringen müssen. Eine Aussicht, die ihm überhaupt nicht gefallen wollte. Courtenay biß die Zähne zusammen. Er war ein 28jähriger, gutaussehender Bursche, schlank, hochgewachsen, breitschultrig. Sein Gesicht war schmal, hübsch, mit großen, dunkelbraunen Augen, die immer ein bißchen wehmütig blickten. Diese Augen waren es, die ihm bei den Vertreterinnen des anderen Geschlechts jede Menge Chancen sicherten. Und das wiederum war der Hauptgrund, warum er konstant mehr Geld ausgab, als er verdiente.
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