Der Mann stand lange vor dem Gemälde. Auf seinem Gesicht lag ein entrückter Glanz. Seine Augen leuchteten auf. Zwischen ihnen und dem Porträt entstand ein unheimliches Flimmern, daß niemand in der Auktionshalle bemerkte. Der Mann hielt stumme Zwiesprache mit dem Geist der abgebildeten Frau. Mit dem Geist einer vielfachen Mörderin! Aus den unendlichen Dimensionen des Jenseits rief ein Mensch einen Geist, riß ihn aus seiner Ruhe und zwang ihm seinen Willen auf. Grauen und Vernichtung zogen über London herauf! »Nun mach doch nicht so ein vergrämtes Gesicht!« Hazel Kent stieß ihren Freund leicht mit dem Ellbogen an. »Die Leute müssen ja denken, wir wären ein altes Ehepaar, das sich gezankt hat.« »Wir sind weder alt, noch sind wir ein Ehepaar, noch haben wir uns gezankt«, erwiderte ihr Freund, und das war kein anderer als Rick Masters, der bekannte Londoner Geisterdektektiv. »Sieht man meinem Gesicht nicht auf hundert Meilen an, daß ich Auktionen langweilig finde?« »Du bist nicht gerade nett«, beklagte sich Hazel Kent. »Immerhin weißt du, daß ich für Auktionen schwärme!« »Aber erst seit kurzer Zeit«, wandte Rick Masters grinsend ein. »Seit sehr kurzer Zeit.« »Trotzdem!« Auch Hazel lächelte. Sie zankten sich nicht ernstlich., »Du weißt, daß ich als vielbeschäftigte Managerin Entspannung brauche. Eine Auktion ist für mich genau das Richtige. Die zur Versteigerung angebotenen Gegenstände, das Bieten und Überbieten, endlich der Zuschlag! Herrlich, diese Spannung!« Rick zog in gespieltem Erstaunen die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, Darling, du wolltest dich entspannen. Und nun diese Spannung? Spannung durch Entspannung?« »Umgekehrt, Darling, Entspannung durch Spannung«, erwiderte Hazel bissig. »Du scheinst geistig nicht mehr ganz auf der Höhe zu sein, mein Lieber! Bedenklich! Wie willst du da einen Beruf ausüben? Oder brauchst du als Detektiv nicht zu denken?« Rick seufzte theatralisch. »Während dieser stinklangweiligen Auktion brauche ich wohl nicht zu denken, meinst du nicht auch?«
|