Er spielte die Todesmelodie Der Abendhimmel war verhangen. Nur hin und wieder gab er die blasse Mondsichel frei, dann, wenn der schneidende Herbstwind für kurze Zeit die Wolkenberge vor dem Trabanten auseinanderschob. Böen blähten die Gardinen hinter der Terrassentür auf. Den schlanken Mann, der im Salon des viktorianischen Herrensitzes vor dem Konzertflügel saß, störte es nicht. Robert Mispertons Blick war durch dicke Brillengläser auf einen imaginären Punkt im Raum fixiert. Er hob die feingliedrigen Finger, ließ sie mit faszinierender Leichtigkeit über die Tasten gleiten — er spielte auswendig. Ein Konzertpianist wie Misperton benötigte keine Notenblätter, sondern nur die Inspiration einer Stunde wie dieser, um Beethovens »Mondscheinserenade« zu intonieren. Die Klangfolgen des Adagio flossen wie perlendes Silber in den Raum. Akkorde schwebten breit über dem Instrument und verdrängten die Stille des Hauses, ertönten über die Terrasse bis weit in den Park hinaus, der die Residenz umschloß. Plötzllich aber wurde die Musik von einem neuen Geräusch übertönt. Ein Singen war in der Luft. Misperton hob etwas den Kopf, zog die Augenbrauen hoch. Das Singen schwoll an.
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