Vom Gruselwalzer bis zum Tango Makaber Auf den Wiesen kochte der Nebel und verschob die Ufer. Der ferne Wald schaute wie ein kohlschwarzes Auge darüber weg. Im Westen tauchte noch ein allerletzter Rest von. Abendrot auf und lohte fahl in die weißen Dämpfe hinein. Die Schenke am Ufer des Rattensees unterschied sich in nichts von den übrigen verstreut liegenden Gehöften. Unten war ein winziger Hafen, zu dem die nasse Erde schräg abfiel. Alles in allem eine Landschaft, die von furchtsamen Menschen gemieden wurde. Ganz in der Ferne sah man verschwommen die Umrisse der Ratteninsel, die mitten in dem großen See lag. Schloß Rattenfels war kaum zu sehen. Nur die vier gespenstisch hochragenden kubisch angelegten Türme waren zu erkennen. Links, halb im Edengebüsch, war eine offene Holzhalle, von deren Balken das Wasser perlte, eine Menge schwärzlicher Fässer im Hof, ein paar altersschwache, von der ewigen Nässe mit dunklen Streifen überzogenen Tische und Bänke, ganz oben im Hintergrund das eigentliche Haus, einstöckig, auf dem grauen Zotteldach ein paar groß, leuchtend grüne Polster von Moos. Unter den kleinen, windschiefen Fenstern dicht an die Wand geschmiegt, hockte eine Schar Enten. Die Wirtsstube war dunkel. Die Decke war so niedrig, daß man mit der Hand hinauftasten konnte. Aus den finsteren Ecken hoben sich undeutlich ein paar dicke Fässer und endlose Reihen grauer Steinkrüge ab. Ein dumpfer Odem von gärendem Weizenbier schlug dem Eintretenden entgegen. An dem tiefroten Gebälk schwebte eine Hängelampe. Manuela van Daalen nahm auf der altersgeschwärzten Bank Platz. In den Bierdunst mischte sich rasch der Geruch nasser Kleider. Nach einer Weile öffnete sich im finsteren Hintergrund neben dem Fässerberg eine niedrige Tür. Eine dickliche Frau tappte auf bloßen Füßen herein. Draußen prasselte der Regen auf das Fensterbrett. In der fahlen Beleuchtung hatte das Ganze etwas Gespenstisches, als sei hier seit mehr als hundert jahren die Zeit stehengeblieben.
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