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Geister-Krimi 282
Hexenkessel

W. A. Hary 
Titelbild 1. Auflage: 
Horror Mark Tate 22
Das Leben ist ein Roman mit unbestimmbarer Länge, und die letzte Seite kann man erst lesen, wenn sie an der Reihe ist! »Mit mir nicht!« knurrte Percy Wild grimmig. Er knüpfte den Henkersknoten und zog das Seil straff. Es hielt. »Ich bestimme selber, wie die letzte Seite meines Lebens sich liest. Ein zwar ruhmloses, aber bestimmbares Ende eines sinnlosen Daseins.« Er legte sich die Schlinge um den Hals, überprüfte noch einmal den Sitz des Seiles, das er um einen Dachsparren gewunden hatte. Der Stuhl, auf dem er mit beiden Füßen stand, war recht wacklig. Gerade richtig für seine Zwecke. Percy Wild ließ noch einmal sein Leben an sich vorüberziehen. Dreißig Jahre, auf die Minute genau. Ein Blick auf die Uhr. Um halb drei in der Frühe hatte er das Licht der Welt erblickt. »Ade, Percy Wild!« Auf dem ausgedienten Tisch lag die letzte Seite seines Lebens: Ein Abschiedsbrief an alle, die ihn soweit gebracht hatten. Der Schmerz war grausam, die Todesangst überschwemmte mich mit der Macht einer Sturzflut. Ich wollte schreien, die ganze Pein hinausbrüllen, die mich erfüllte. Aber es ging nicht. Etwas schnürte meine Kehle mit brutaler Gewalt. Nicht einmal nach Luft konnte ich ringen. Da war Licht, dürftig, diffus. Es beleuchtete ein wüstes Durcheinander auf einem Dachboden. Überall lag fingerdick der Staub. Das Bild wankte hin und her, und die Schmerzen fraßen und bohrten sich in mich hinein. Das ist also das Ende! Ein letzter gequälter Gedanke. Mir wurde klar, daß ich dabei war, Selbstmord zu begehen, mich zu erhängen. Aber so grausam und furchtbar hatte ich es mir nicht vorgestellt. Der Schatten des Todes senkte sich über mich wie die Nacht über den Tag. Und mit der Schwärze kam eine Erkenntnis: Niemand kann die letzte Seite seines Lebensromans selber schreiben. Es ist stets das Schicksal, das die Feder führt! Auch wer freiwillig aus dem Leben scheidet, kann nicht sicher sein, ob es nicht ein Fortleben nach dem Tode gibt – eines, das vielleicht grausamer ist als alles, was er hinter sich gebracht hat. Denn Selbstmörder sind Verdammte!