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Geister-Krimi 51
In den Klauen des Ghouls

Edgar Tarbot 
Friedrich Tenkrat 
Titelbild 1. Auflage: 
Horror 
Er ist der schrecklichste der Schrecken
Ein schemenhafter Schatten spiegelte sich in den nüchternen Fliesenwänden des Leichenschauhauses.
Es war später Nachmittag. Vor einer knappen halben Stunde war ein furchtbares Unwetter über
London niedergegangen. Nun hatte es zu regnen aufgehört. Aber die dunkelgrauen Wolken hingen
immer noch wie eine ernste Bedrohung über der Stadt. Schrecklich düster war es in der Leichenhalle,
durch deren Milchglasfenster nur noch schwaches Tageslicht sickerte.
Ein unheimliches Seufzen zitterte durch den sterilen Saal. Es hörte sich an, als würden die hier
untergebrachten Toten zu neuem Leben erwachen. Schmatzende Geräusche kamen aus einem
schummerigen Winkel. Und es bewegte sich auch etwas. Niemand ahnte, daß in dieser grauenvollen
Stunde ein Dämon bei den Toten war – ein Ungeheuer, ein Wesen, wie es schlimmer nicht sein konnte.
Gerade richtete sich das Scheusal lauschend auf. Es atmete unregelmäßig, hechelte, leckte sich über die
Lippen.
Sein Gesicht war eine grauenerregende Fratze. Der Schädel war haarlos. Braungraue, sekretierte
Hautfetzen bedeckten die schleimig schimmernden Wangen. Farblos und weit zurückgezogen waren
die furchterregenden, geifernden Lippen. Schwarz-gelblich schimmerten die spitzen, gebogenen Zähne
aus dem ekelhaften Maul, während in den winzigen, tiefliegenden Augen rotglühende Flammen
züngelten.
Das Scheusal war ein Leichenfresser. Ein Ghoul, wie man diese Monster nannte. Furcht- und
ekelerregend, wenn man sie anschaute. Unheimlich und tödlich, wenn sie einem begegneten. Ihre
Fähigkeit, sich in harmlos scheinende Menschen zu verwandeln, machte sie um so gefährlicher.
Das schleimige Monster hatte seinen Hunger bereits an der ersten Leiche gestillt. Geifer troff aus
seinem aufgesperrten Maul. Ein hungriges Keuchen folgte, als sich der Ghoul der zweiten Leiche,
einer toten Frau, zuwandte ...